Das Wetterschiff 2021
Mitte April sprach ich bei einem kleinen schwäbischem Familienbetrieb nach Arbeit vor und wurde umgehend eingestellt. Der Seniorchef hatte vor knapp 20 Jahren, zusammen mit den Eltern der Grundschule, ein Spielschiff erbaut, welches später mit einer Fotovoltaikplatte und einer kleinen Wetterstation ausgestattet wurde, um den Unterricht der Kinder zu erweitern. Nun begann das Schiff zu verfallen und der Vorstand der Eltern wandte sich erneut an die Firma, in der ich soeben begann zu schaniegeln, um ein neues Schiff zu errichten. Mir wurde dieses Projekt anvertraut, also zeichnete ich zuerst eine Skizze, erstellte Pläne und Listen für das benötigte Material. Um die Langlebigkeit zu garantieren, wurde Robinienholz und Edelstahlverbindungsmittel gewählt.
Die Rundhölzer für die Unterkonstruktion konnten wir recht zeitnah von der Stadt abholen. Vier Pfosten längten wir auf ca. fünf Meter ab, um den kleinen LKW-Kran nicht zu überlasten, mit dem wir diese aufstellten. Die restlichen Rundhölzer arbeiteten wir vor Ort aus. Die Pfosten hingen wir senkrecht mit einem Gurt an den Kran und setzten sie, in die im Fundament verankerten Stahllaschen (vierseitige Flacheisen) ein und verbolzten diese.
Die Arbeit des Kranes war getan. Große Teile der Unterkonstruktion sollten mit Edelstahlgewindestangen montiert werden. Um Unterlegscheiben und selbstsichernde Muttern einzulassen, besorgten wir einen Forstnerbohrer mit wechselbarer Zentrierspitze und setzten statt dieser einen 6 mm starken 120er Nagel ein, um eine Führung in den 12 mm starken Löchern zu bekommen.
Das Einlassen und Flexen der Gewindestangen sowie das Aufdrehen der Muttern, war sehr zeitaufwändig. Doch nach ein paar Tagen waren der Rumpf geformt und die Balkenlage mit Steg und Auflagern für die gewünschten Sitzbänke fertiggestellt.
Auch die obere Plattform war errichtet. Als konstruktiven Holzschutz verbolzten wir alle Hölzer seitlich und schlugen noch Kerven in die Fräsungen, um den Ablauf des Wassers zu sichern.
Als wir uns nach der Schalung erkundigten, fanden wir gehobelte und gefaste ca. 15 cm breite Vierkantbretter aus Russland. Wir empfanden dieses Holz als untypisch und nicht passend für die Region. Wir suchten lieber nach einer regionalen Alternative und kamen in Kontakt mit einem kleinen Sägewerk im Schwarzwald, welches uns sägeraue, unbesäumte Bohlen anbieten konnte.
Umgehend holten wir alles vorrätiges Material ab, denn es sollte knapp ausreichen.
Nach anderthalb Tagen des Besäumens, Fräsens und Schleifens hatten wir die Rohware erstellt, mit der wir arbeiten konnten. Nach dem Transport auf die Baustelle beplankten wir dann zuerst den Boden. Das Anpassen der Bohlen stellte sich als sehr zeitaufwändig heraus, da viele der Bohlen konisch geschnitten wurden, um den Verschnitt zu minimieren.
Nachdem der Boden lag, ging es an die Seiten und die Bänke. Hier waren viel Gefühl und Ausprobieren gefragt, damit die Wellen der Bretter ineinanderlaufen. Als dann der Boden der oberen Plattform fertig war, gingen uns nun die Bretter aus. Wir befestigen die Rundhölzer waagerecht oberhalb der höchsten Plattform, an welcher später auch Sonnensegel befestigt werden können, damit die Schiffsoptik erzielt werden kann.
Nun fehlte noch das Geländer der Plattform, die Schalung, ein Kasten für die Wetterstation, das Steuerrad sowie der Feinschliff. Das fehlende Material wurde bestellt und für mich heißt es nun, das Projekt nach dem Reisendentreffen fertig zu stellen. Schon jetzt freue ich mich auf die Schiffstaufe.
Vielleicht mit Ahoi Brause.
F.V.D. Markus Zeisler