Schiftkurs in Hannover 2020
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Schiftkurs in Hannover 2020

Schiftkurs in Hannover 2020

Schiftkurs 2020 Im Zunfthaus Hannover

Mit Muskelkater am Leib und einigen kleinen Verbrennungen an den Unterarmen bin ich am 8.3.2020 vom Schmiedekurs im Bayrischen Patersdorf abgereist, um dann pünktlich am Montag in Hannover am jährlichen Schiftkurs teilzunehmen. Die Klasse bestand aus den sechs F.V.D Gesellen: Tim Jakobs, Lasse Voss, Heiko Heinath, Marvin Späth, Jakob Jentsch und meiner Wenigkeit. Wir alle noch Jungreisende, das heisst von einer Woche Tippeleierfahrung bis elf Monate Reisezeit war alles dabei. Also eine Gelegenheit, um sich untereinander noch besser kennenzulernen und miteinander zu arbeiten. Mit dabei beim Schiftkurs waren zudem vier Kuhköppe, die vor der Lehrabschlussprüfung standen, sie nutzten den Kurs um sich mit Zeichnen, Anreissen und Ausarbeiten auf die baldige Prüfung vorzubereiten. Und natürlich auch, um in das zünftige Leben der reisenden Gesellen einen kleinen Einblick zu bekommen, wofür der Schiftkurs im Zunfthaus Hannover ehrlichgesagt eine perfekte Anlaufsstelle ist!

Für mich war es höchste Zeit, wieder einmal am Reissbrett zu sitzen und mit den Themen Dachausmittlung, Aufreissen, Anreissen und Ausarbeiten auseinander zu setzen! Da es mittlerweile über sechseinhalb Jahre her war, seit ich zum letzten mal die Schulbank gedrückt hatte, in dieser Zeit ging auch einiges an Wissen verschütt, oder rutschte zumindest ein Stück nach hinten in die dunkleren Ecken meines Gedächtnisses.

 

 

Aus diesem Grund musste ich mich Anfangs in die Themen einarbeiten, um wieder einen Überblick zubekommen. Wir begannen mit Dachausmittlungen, wofür einige Prallgefüllte Ortner mit den unterschiedlichsten Aufgaben bereitstanden, die sich bei Kamerad Welf Kaufmann über die Jahre angesammelt hatten. Nach einigen Ausmittlungsübungen bei hitzigem Gefecht mit Bleistift und Geodreieck entstand, nachdem die wahren Dachflächen augeklappt und ich mich mit meiner mehr oder weniger begabten Feinmotorik versucht hatte, die Kanten zusammenzukleben, ein kleines Kartonmodell. Dies beinhaltete drei unterschiedliche Dachneigungen, drei verschiedene Traufhöhen und einem schrägen Anbau dazu.

 

Eines Abends fand wie geplant der öffentliche Trudel und Schallerabend statt, zu dem noch zwei reisende Gesellen aus dem Rolandschacht zureisten, auch vom fremden Begegnungsschacht gesellten sich an dem Abend noch zwei Gesellen dazu. Natürlich wurde viel geschallert nach Frei Vogtländerart! Geklatscht wurde selbsverständlich auch, dazu wurde die Erbsen und die Bohnen geschallert, bei dem der eine vom andern hie und da schon mal knapp eine Ohrfeige erwischte!  Dann, zum Schluss noch den Abwinker, bei dem am Ende dann doch ein Stiefel ausgegeben wurde, welcher von den Gesellen mit Freuden verschnasselt wurde. Da dieser sicher nicht der Letzte war ging das noch eine Weile so weiter…!

Folglich quälten sich einige Gesellen am nächsten frühen Morgen eher mühsam aus dem Bett. Doch auch bei diesem Problem hatte der e.F.V.D Welf schon einige Erfahrungen in den letzten Kursen gesammelt, sodass er uns jeden Tag aufs Neue mit sehr originellen Geräuschen, Verkleidungen oder auch mal einem witzigen Gedicht aufweckte.

 

 

 

 

 

Nach dem gemeinsamen Frühstück bin ich dann wieder voller Elan hinter meine Übungsaufgaben gesessen. Bei diesem Schiftkurs konnte jeder sich in dem Thema bewegen, wofür er gerade Lust und Interesse hatte und wurde dann individuell von e.F.V.D Welf dazu beratschlagt und belehrt. Ich übte mich noch im zeichnerischen Austragen eines ungleichgeneigten Walmdachs, zu dem ich mit den Formeln der Trigonometrie auch manchmal nach langer Suche der versteckten Dreiecke alle Masse die zum Anreissen nötig waren, ausrechnete. Nach dem Anreissen, Ausarbeiten und „Aufrichten“ entstand dann ein Dachmodell mit ungleichgeneigten Dachflächen, zwei unterschiedlich hohen Schwellen, einem Gratsparren, einem Normalsparren und drei Schiftersparren. Später kam dann noch ein Schifter mit Klaue zum Gratsparren dazu.

 

Unter den ganzen zwei Wochen verteilt waren eigentlich noch einige kulturelle Veranstaltungen und Vorlesungen geplant gewesen, aber weil leider der schwierig einschätzbare Corona Virus auch in Hannover und ganz Deutschland sich bemerkbar machte, konnten nur wenige Termine durchgeführt werden. Doch einiges ging trotzdem, unteranderem das Hatha Joga, welches, zum Beispiel auch von mir, im Vornherein ein wenig belächelt wurde, konnte man sich ja denken. Doch es hat wirklich Spass gemacht und ich war positiv überrascht. Es hatte auch einigen ein schmunzeln in die Schmiege gezaubert, wie die Gesellen auf den farbigen Matten irgendwelche kuriosen Verrenkungen veranstalteten.

An einem Nachmittag fand noch einen Vortrag über den Baustoff Asbest statt. Der wurde durch einen Referenten der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft gehalten. Er gestaltete das Ganze wirklich sehr interessant: Er wusste auf alle Fragen eine Antwort, erzählte vom Abbau des Rohstoffs über die Vorschriften beim Abbruch bis hin zu den Pflichten der Schutzausrüstung und Schulungen, in welchen Bauteilen die Asbestfasern überall verbaut und eingesetzt wurden.

Es fand ausserdem noch eine Lektion über Kettensägen schärfen statt, bei welchem im Anschluss gleich das Ergebnis getestet werden konnte. An den Rundholzstämmen wurden nämlich Ecksattelverbindungen ausgesägt. Angerissen wurde mit gutem Augenmass und einer gewöhnlichen Bläuelkreide. Es funktionierte sehr gut, das ganze wurde von F.V.D Potthof organisiert.

 

 

Nachdem im ganzen Haus „klar Schiff“ gemacht wurde, reisten dann auch schon die ersten ab, oft irgendwo zum Schaniegeln, denn alle wussten nicht so recht was die nächste Zeit so bringen wird…!?

Für mich war der Schiftkurs ein Erfolg für mich, der sich mehr als gelohnt hat und ist jedem Interessierten nur zu empfehlen. Dem e.F.V.D. Welf ein grosses fix bedankt für sein Herzblut und sein Engagement.

F.V.D. Abt Andreas



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